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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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fähig und unlustig, irgend etwas zu tun. Der König von Preußen aber dachte anders und glaubte um so mehr mit den Bürgerwehren Frankreichs ein leichtes Spiel zu haben, als die zahlreichen Emigranten in Koblenz und anderswo die Möglichkeit eines raschen Niederwerfens der Bewegung mit aller Bestimmtheit versicherten. So wurde derselbe Herzog von Braunschweig, der die holländische Bewegung so glücklich unterdrückt hatte, zur Führung der 50 000 Preußen bestimmt, die von Koblenz aus vorrücken sollten. Zu seiner Rechten sollten die Oesterreicher von den belgischen Niederlanden aus ihn unterstützen, zur Linken andere österreichische Truppen unter Hohenlohe von Mannheim aus.
Der Vormarsch des Herzogs, die Mosel hinauf, ging sehr methodisch und demnach langsam vonstatten. Zu derselben Strecke, die Blücher 1814 unter schwierigeren Verhältnissen in vier Wochen zurücklegte, brauchte der Herzog die doppelte Zeit. Man machte Pausen von acht Tagen, um Magazine und Lazarette einrichten zu lassen, machte Luxemburg zum Waffenplatz, zögerte dann wieder, als man die französische Grenze überschreiten mußte, und erreichte an trügerischen Erfolgen endlich nur die Ergebung von Longwy und Verdun, trügerisch, weil man auch deshalb noch neue Hoffnung auf Unterstützung aus Frankreich schöpfte. Nun entstand die Frage: wie weiter? Der Herzog, der die größere kriegerische Erfahrung besaß, wollte einstweilen bis zum nächsten Jahre an der Maas stehen bleiben, der König von Preußen wollte so schnell wie möglich die königliche Familie in Paris retten. Man schlug endlich einen Mittelweg ein und zog durch das Waldgebirge der Argonnen auf Chalons zu. Und nun kam der Umschlag der Verhältnisse.
In Paris war der König am 10. August 1792 abgesetzt und gefangen genommen; eine Fortsetzung des Vormarsches konnte die Katastrophe nur beschleunigen. Im Rücken aber hatten Dumouriez und Kellermann sich im Argonnerwald vereinigt und alle weitere Zufuhr aufs äußerste gefährdet. Mangel an Lebensmitteln und Munition machten sich um so furchtbarer geltend, als Herbstkrankheiten und Grundlosigkeit der Fahrstraßen den Mut der preußisch-österreichischen Truppen immer mehr herabdrückten. So schien es eine wahre Erlösung, als nach der zweck-und ergebnislosen Kanonade von Valmy, bei welcher die Armeen
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17. Oktober, nachdem er in Verblendung, Hoffnung und Furcht alle Empfindungen durchgekostet, die Ergebung für 23000 Mann unterzeichnet. Eingeschlossen hatte der gewissenhafte Mack auch solche Abteilungen, die bereits entkommen waren.
Der Rückschlag dieser Verluste war ein so gewaltiger, daß die Russen unter Kutusow nunmehr am Inn kehrt machten, um sich mit den unter Buxhöwden nachrückenden Russen zu vereinigen. In dieser Absicht gingen sie bei Mautern auf die linke Seite der Donau und weiter nach Brünn zu; Wien überließen sie sich selbst und bezogen bei Olschau, südlich von Olmütz, ein Lager. Auch die aus Tirol zurückgehenden Oester-reicher fanden kein Mittel, Wien zu helfen. Gedankenlos ward die Hauptstadt auf französische Versicherungen von Waffenstillstand an Murat überlassen. Selbst der Erzherzog Karl, der bei Caldiero glänzend gekämpft hatte, mußte nach dem Schlage von Ulm die Truppen erfolglos heimwärts führen. So fehlte bereits aller Mut, als es am 2. Dezember zur Schlußkatastrophe von Austerlitz kam.
Es war eine große Entscheidungsschlacht, die erste, die der Kaiser ganz leitete. Die Franzosen mit ihren Verbündeten zählten 75 000 Mann, die Russen mit den Oesterreichern 86 000 Mann. Dem Namen nach führte diese Kutusow, der Tat nach geschah es vom russischen Kaiser Alexander selber.
Vielleicht schwebte diesem die Taktik Friedrichs des Großen vor, mit der dieser trotz seiner Minderzahl bei Leuthen gewann. Der große König war damals mit seiner kleinen Schar vor der Front der Oesterreicher südwärts gezogen und Daun hatte dazu gelassen gesagt: Die Leute paschen ab; laßt sie ziehen. Nach plötzlicher Linksschwenkung hatte Friedrich dann einen konzentrischen Angriff gegen die österreichische linke Seite gemacht und die Schlacht gewonnen. So gefährlich ein solches Unternehmen war, hatte der Herzog von Braunschweig dieselbe Bewegung 1758 bei Krefeld gemacht und merkwürdigerweise mit dem gleichen Erfolge. Clermonts Armee wurde von seiner linken Seite aus geworfen. Das glückte noch einmal, gerade weil der Angriff an sich so unwahrscheinlich war. Hier aber bei Austerlitz war kein Daun oder Clermont der Gegner, sondern Napoleon, und als Kutusow wirklich, was Napoleons geheimstem Wunsche entsprach, den Marsch über Pratze vor der feindlichen
Rothert, Vaterländische Geschichte. 2
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Preußen stellte seine Forderungen als Ultimatum, benahm sich aber trotzdem in hohem Maße unschlüssig. Die Truppen wurden so aufgestellt, daß der Angriff sowohl von der Saale, wie von Fulda her erwartet werden konnte. Damit überließ man aber dem Gegner von vornherein die Bestimmung über die Richtung des Krieges und dieser machte dann, wie immer, in überraschender Schnelle den Aufmarsch derart, daß er den Feind sofort von seiner Rückzugslinie abdrängte. Eine etwaige Niederlage mußte ihm deshalb ohne weiteres verhängnisvoll werden. Napoleon selbst war überrascht, daß ihm die Sache dadurch noch mehr erleichtert wurde, daß die ganze preußisch-sächsische Armee das rechte Saale-Ufer verließ. Anfangs hatte er bei dem etwas weiter vorwärts stehenden Mittelkorps gestanden, jetzt aber ging er zu dem von Soult nach rechts und leitete dann von hier aus die Schwenkung nach Westen so, daß die preußische Armee mit der Front nach Osten bei Jena kämpfte und nach ihrer Niederlage westwärts auf Weimar zu gedrängt und der unmittelbare Weg nach Berlin seiner Armee geöffnet wurde. Und das alles gelang, obwohl die Aufklärung der Franzosen eine ungenügende war.
Napoleon hatte noch am Abend des 14. geglaubt, bei Jena die ganze preußische Armee besiegt zu haben. Davoust hatte den Auftrag gehabt, ihren linken Flügel von Norden her anzugreifen und so durch Ueberflügelung diesen einen Sieg zu vollenden. Nun war Davoust aber auf eine selbständige, andere Hälfte der Preußen bei Auerstädt gestoßen. Doch auch ihm gelang der Sieg, und das um so leichter, als der feindliche Führer, der Herzog von Braunschweig, gleich anfangs so schwer verletzt wurde, daß er an der Leitung der Schlacht sich nicht mehr beteiligen konnte. Den Todwunden brachte man nach Braunschweig. Das führerlose Heer aber flüchtete in die Rückzugslinien der ändern geschlagenen Armee.
Gewonnen hatte Napoleon dadurch, daß seine Truppen von vornherein einheitlich kämpften, während die Hohenloheschen Truppen und auch die des Herzogs von Braunschweig nur bruchstückweise in die Schlacht geführt wurden.*) Die Schwerfälligkeit der alten linearen Aufstellung gegen die neue Kampfes-
*) S. die Nebenkarte.
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zum raschen Beistand weder die Fähigkeit noch die Lust hatten. Und so mußte der preußische General Lestocq mit seiner kleinen Schar unter steten Kämpfen bis an die äußerste Grenze gehen, um Anschluß an die Russen unter Bennigsen zu erhalten.
Napoleon war inzwischen nicht untätig gewesen. Gegen England, das er seit der Schlacht von Trafalgar nicht mehr mit Waffen bekämpfen konnte, wollte er jetzt mit wirtschaftlichen Mitteln streiten. Er verfügte dazu in Berlin die Kontinentalsperre. In Posen traf er die endgültigen Bestimmungen über Kursachsen, das zum Königreich erhoben und in den Rheinbund aufgenommen wurde. Damit trennte er es dauernd von Preußen und erneuerte hier die alte anti - preußische Politik, welche menschlich verständlich ist, dem Lande aber noch recht verhängnisvoll werden sollte. Im weiteren Vormarsch wurde die russische Armee bei Pultusk und Golymin zurückgeworfen und dann der feierliche Einzug in das damals noch preußische Warschau vorgenommen. Hier begrüßte man Napoleon jubelnd und erwartete die Herstellung des alten Polens. Aber das Land, das er „frei“ machte, sollte doch hauptsächlich seinen Zwecken dienen und bekam nicht einmal den Namen Polens wieder. Darum blieb auch die Enttäuschung nicht aus. Die Folge zeigte sich nach der russischen Katastrophe, als in den Polen keine ernstlichen Heiter erstanden. Wie unendlich viel hätte gerade dieser Beistand damals nützen können!
Der letzte Widerstand der preußisch-russischen Armee galt der Verteidigung Königsbergs und wenn möglich der Rettung Danzigs. Jenem Zwecke diente am 8. Februar die blutige Schlacht auf den Schneefeldern von Preußisch-Eylau. Es war die erste Schlacht, die Napoleon nicht gewann, aber die Verluste auf beiden Seiten waren so unendlich groß (60 000 Mann), daß beide Teile darnach ruhten und bis zum Juni der Krieg zum Stehen kam.
Leider aber ging darüber im Mai auch Danzig verloren. Die Russen zeigten wenig Neigung, sich zur Rettung dahin vorzuwagen, wohl aber plünderten und verwüsteten sie entsetzlich das arme Ostpreußen. Auch die französische Armee litt sehr unter der Not, doch fehlte hier der äußere Zwang zum Plündern, da die Verpflegung bei ihr viel besser vorbereitet war.
Endlich im Juni kamen die entscheidenden Kämpfe. Bei Heilsberg fochten die Russen nicht unrühmlich. Wie immer
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kehrten die Franzosen ohne den gehofften Erfolg zu ihrem Kaiser zurück.
Als nun Blücher der Elstermündung gegenüber bei Wartenburg am 3. Oktober die Elbe überschritt und auch Bernadotte dasselbe an der Mündung der Mulde tat, wurde Napoleon doch genötigt, mit seiner Hauptarmee Dresden zu verlassen und in die Nähe Leipzigs zu gehen, um womöglich den unruhigen Gegner auf dem linken Elbufer zu schlagen, ihn dann nach der Elbe zu drängen und da zu vernichten. Daß Blücher — dem Kronprinzen von Schweden wurde der Entschluß leichter — jetzt immer wieder einem Kampfe auswich, macht seiner Willenskraft alle Ehre, doch auch hier kam Gneisenau immer seinem Wollen zu Hilfe. Er ging aber nicht zurück, sondern entschlüpfte westwärts, an der Front Bernadottes vorbei, nach Halle zu, so daß er von nun an den rechten Flügel hatte. Der Kronprinz suchte Schutz, indem er möglichst weit vom Feinde weg, also nach Norden hin wich. Da inzwischen aber auch die Hauptarmee über Komotau nach Leipzig hin rückte und wirklich bis Chemnitz, ja Altenburg kam, mußte Napoleon sich entschließen, sich dieser wieder zuzuwenden und deshalb südwärts nach Leipzig hin zu ziehen. Hier sollte es dann zur großen Entscheidungsschlacht kommen.
In welcher verzweifelten Stimmung er sich damals befand, ergibt sich aus der Tatsache, daß er eine Zeitlang den verwegenen Plan hegte, mit seiner ganzen Armee über die Elbe zu gehen, um „Berlin einen Besuch abzustatten“. Das geschah auch unter dem Eindruck, daß es nicht bloß rings um ihn, sondern auch in seinem Rücken bereits unruhig wurde. Immer verwegener störten Parteigänger die rückwärtigen Verbindungen. Tschernitschew erschien sogar schon am 1. Oktober in Kassel, um das Königreich Westfalen aufzulösen, und Bayern verhandelte bereits wegen des Uebertritts. — Ein solcher Besuch in Berlin konnte große Veränderungen herbeiführen, er konnte ihm die V erfügung über die zahlreichen, eingeschlossenen Garnisonen einbringen, welche die Festungen an der Elbe und Oder noch besetzt hielten. Wenn er um die Mannschaften in Wittenberg, Torgau, Dresden, Küstrin und Stettin seine Armee vergrößerte, dann konnte solch ein Zug die Gegner verblüffen und in Verwirrung bringen und schlimmstenfalls er selber über Magdeburg
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Lindenau westwärts. Nur um den Abzug zu sichern, wurde Leipzig noch behauptet; am 19. aber wurde es gestürmt und als dann, um die Verfolgung aufzuhalten, die Elsterbrücke gesprengt wurde, fielen noch 12 000 zurückgebliebene Franzosen in die Gefangenschaft. Das gleiche Los traf den König von Sachsen.
Im ganzen hatte Napoleon etwa 60 000 Mann verloren, die Verbündeten 50 000 Mann.
Die Flucht ging über Naumburg und Eisenach nach Frankfurt und weiter über den Rhein nach Mainz. Sie vollzog sich sehr rasch. Täglich wurden etwa 30 Kilometer zurückgelegt. Deshalb kam es nicht mehr zu erheblichen Rückzugsgefechten und nur bei Freiburg a. d. Unstrut und später bei Eisenach gab es gegen Blüchers Truppen noch leichtere Gefechte. Ernster war der Angriff Wredes bei Hanau. Der bayrische Feldherr wußte nicht, daß er es mit Napoleon selber zu tun hatte, als er sich am 30. Oktober mit 30 000 Mann in den Weg stellte, von Napoleons Scharen aber überrannt wurde. So entkam der Kaiser und gelangte schließlich mit noch 90- bis 100000 Mann über den Rhein. Und da jetzt der Winter nahte, ruhte man allgemein von den ungeheuren Anstrengungen aus.
Nr. 10. Die Freiheitskriege 1814.
Das Heer, welches Napoleon aus Deutschland zurückgeführt, zählte besten Falles 100000 Mann, die durch Krankheit und Entbehrung dem siegreichen Heere der Verbündeten auch auf französischem Boden keinen ernstlichen Widerstand hätten leisten können, wenn die Verfolgung ohne Unterbrechung fortgesetzt wäre. Etwa 140 000 Franzosen waren in den großen Festungen an der Weichsel, Oder und Elbe zurückgelassen, so unter St. Cyr 33 700 Mann in Dresden, unter Rapp in Danzig 35 000 Mann usw. Alle diese Soldaten kamen für Napoleons Feldarmee nicht mehr in Betracht; es war, wie meist bei eingeschlossenen Truppen, auch bei ihnen nur eine Frage der Zeit, wann sie sich würden ergeben müssen. Andere Truppen Napoleons waren noch in Italien, Spanien und in dem südlichen Frankreich, wichen aber auch immer weiter vor ihren
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48
dm gefürchteten Helden siegen. Die Russen drangen in Preußen
ein und die Schweden in Pommern, doch beide richteten wenig aus.
Am frechsten waren die Franzosen. Sie hatten in Westfalen die
kleine Armee geschlagen, welche ihnen Friedrich entgegenschicken
konnte, waren in Hannover, Hessen und Braunschweig eingedrungen
und wollten nun Sachsen wegnehmen, nachdem sie sich' mit dem
Reichsheere und einigen Tausend Oesterreichern vereinigt hatten.
Das durfte Friedrich nicht leiden. Mit 22,000 Mann eilte er den
Feinden entgegen. Diese jubelten, denn da ihrer an 70,000 waren,
so glaubten sie schon, gewonnenes Spiel zu haben. Der französische
General schrieb sogar, der König von Preußen könne ihm nicht mehr
entgehen, und er werde ihn bald gefangen nach Paris senden. Bei
Roßbach traf Friedrich die Uebcrmüthigen. Sein Heer war voll
Begeisterung und voll Begier, die Kolliner Schmach abzuwaschen.
„Wir wollen mit dir sterben!" riefen die graubärtigen Krieger, als
der König sie zur Tapferkeit ermahnte. Er lagerte sich mit seinen
Soldaten auf Hügeln. Als das die Feinde sahen, rannten sie eiligst
rings um die Anhöhen und besetzten dieselben, denn sie meinten,
wenn die ^Preußen sähen, mit welcher großen Anzahl sie zu thun
Hütten, so würden sie gar nicht Stich halten, sondern davon laufen.
Diese kochten indeß ganz ruhig ihr Mittagsessen und aßen unbe-
kümmert. Um 2 Uhr gab der König einen Wink. Plötzlich waren
die Zelte weg, die preußische Linie wurde länger und länger, die
Kanonen brüllten, die Infanterie feuerte, der General Seidlitz brauste
mit der Kavallerie heran, es war, als wenn Himmel und Erde über
die Franzosen hergefallen wäre. Sie wußten gar nicht, wie ihnen
geschah. Wer laufen konnte, der lief. Manche standen nicht eher
still, bis sie am Rheine waren. Es war keine Schlacht, es war
nur ein Jagen. 2000 Franzosen lagen auf dem Schlachtfelde, 7000
waren gefangen, 67 Kanonen und 23 Fahnen erbeutet. Die Preußen
hatten nur 165 Todte.
Das war wirklich ein lustiger Sieg. Ganz Deutschland jubelte,
denn Freund und Feind gönnte den Franzosen diesen Schimpf für
ihre Prahlerei. Jung und Alt sang:
„Und wenn der große Friedrich kommt
Und klopft nur auf die Hosen,
So läuft die ganze Reichsarmee,
Panduren und Franzosen."
In Schlesien war es dagegen für den König unglücklich her-
gegangert. Der Herzog von Bevern sollte mit 25,000 Mann dies
Land decken, aber 86,000 Oesterreicher zogen gegen ihn, griffen ihn
am Loheflüßchen bei Breslau an und schlugen ihn. Breslau fiel
in Feindes Hand.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Seidlitz Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Pommern Westfalen Hannover Hessen Sachsen Paris Rheine Deutschland Schlesien Breslau Breslau
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Und stärker noch und lauter noch, es schwillt der Strom zum Meer,
Am Ende, wie aus Einem Mund, singt rings das ganze Heer.
Im Echo donnernd wiederhallt's das aufgeweckte Thal,
Wie hundert Orgeln braus't hinan zum Himmel der Choral.
30. Das dritte und vierte Jahr des siebenjährigen Krieges.
Das dritte Jahr. Je mehr Friedrich siegte, desto zorniger
wurden seine Feinde. Sie rüsteten sich aufs neue, denn auf die
Länge der Zeit, dachten sie, kann er es doch mit uns nicht aus-
halten, und endlich muß er, wenn auch nur aus Erschöpfung, unter-
liegen. So leicht sollte dieses Unterliegen aber nicht gehen. Friedrich
rüstete sich ebenfalls. Sein Land gab Truppen, und Sachsen Geld-
summen und Kleidungsstücke. Die Engländer sendeten ihm vier
Millionen Thalcr — ans diesen ließ er 10 bis 12 Millionen
schlechteres Geld schlagen, — außerdem ein Heer von 12,000 Mann
und brachten die hannoversche Armee wieder in Stand. Als dazu
die Truppen der Hessen, Braunschweiger und Bückeburger stießen,
waren 30,000 Mann zusammen. Der treffliche Herzog Ferdinand
von Braunschweig erhielt darüber den Oberbefehl und sollte die
Franzosen vertreiben. Er that es heldenmüthig. Die Feinde flohen
eilig über den Rhein, Ferdinand eilte ihnen nach, griff sie bei
Crefeld an und schlug sie aufs Haupt. Das war ein guter
Anfang auf dieser Seite.
Friedrich selbst zog den Russen entgegen, die bis Küstrin vor-
gedrungen waren und diese Stadt schrecklich verwüstet hatten. Bei
Zorndorf trafen 30,000 Preußen auf80,000 Russen. Der Kampf
war gräßlich. Vom frühen Morgen bis spät Abend stand die Schlacht.
Die Russen wichen nicht. Der General Seidlitz that an diesem Tage
Wunder der Tapferkeit. Wo Gefahr war, eilte er hin und trieb
die Feinde in die Flucht. Endlich mußten diese weichen. Sie ver-
loren 103 Kanonen, 27 Fahnen und die ganze Kriegskasse. Der
russische General zog sich nach Polen zurück, der König eilte aber
nach Sachsen, denn Daun drängte dort den Prinzen Heinrich hart
und ließ die Festung Neiße in Schlesien belagern. Es war also hier
überall Hülfe nöthig. Kaum hörte Daun: Friedrich kommt, so bezog
er schnell ein festes Lager, um so recht geschützt den gefürchteten König
zu erwarten. Dieser verachtete diesmal gar zu sehr seinen Feind und
schlug, gleichsam den Oesterreichern zum Hohne, vor ihren Augen
sein Lager bei Hochkirch auf. Die Generale warnten und sagten:
„Wenn die Oesterreicher uns hier in Ruhe lassen, so verdienen sie
samt und sonders gehängt zu werden." — „O," antwortete Fried-
rich, „sie fürchten sich vor uns mehr, als vor dem Galgen." Aber
der Held hatte sich verrechnet. In der Nacht des 14. October um-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Ferdinand
von_Braunschweig Ferdinand Ferdinand Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich
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Engländern Hannover an, wenn sie Frieden mit ihm machen
wollten. Eine solche schändliche Behandlung konnte Friedrich Wil-
helm nicht erdulden. Er schickte eiligst Gesandte nach Petersburg,
und der Kaiser Alexander versprach Hülfe. Man machte das Heer
schlagfertig, die Kriegserklärung wurde erlassen, der Krieg war da.
36. Preußen geräth in großes Unglück.
Der 72jährige Herzog von Braunschweig führte die preußischen
Krieger in den Kampf, und der König und die Königin waren selbst
bei den Schaaren. Sie hatten sich in den sächsischen Ländern bei
Erfurt, Jena und Langensalza gelagert, und aus Sachsen kamen
22,000 Mann Hülfstruppen zu ihnen, die aber mehr französisch,
als preußisch gesinnt waren. Gegen diese Heere zog nun Napoleon
wie ein Sturmwind heran und furchtbare Massen rückten vor, an
ihrer Spitze der grausige Kriegsmcister selbst. Am 14. October
1806 entbrannte die Schlacht bei Jena und Auerstädt. Gleich im
Anfänge traf eine Kugel den Herzog von Braunschweig in's rechte
Auge, und ein anderer General mußte die Anführung übernehmen.
Verwirrung, Angst und Schrecken kamen über die Preußen, sie
wurden nicht bloß geschlagen, sondern rein aus einander gesprengt.
Der Eine lief hierhin, der Andere dorthin. Der König und die
Königin mußten eiligst fliehen, um nicht gefangen zu werden; sie
eilten von Ort zu Ort bis nach'königsberg. Schon am Tage nach
der Schlacht traten die Sachsen zu den Franzosen über, der sächsische
Kurfürst schloß sich an den siegenden Napoleon und wurde dafür
zum Könige erhoben. Die Feinde holten die fliehenden preußischen
Haufen bald ein und machten sie zu Gefangenen. Garden, Fuß-
volk, Reuterei, Geschütz, Alles ging verloren. Der schändlichste
Kleinmuth hatte die Führer befallen, und sie schämten sich nicht,
das Schimpflichste einzugehen. Die Festungen an der Weser, Elbe
und Oder öffneten oft schon dann die Thore, wenn nur einige hun-
dert Feinde sich sehen ließen, denn die Commandanten waren ent-
weder Feiglinge, oder Verräther. Nur der General Blücher wehrte
sich wie ein braver Mann. Bis Lübeck hatten ihn die Feinde ge-
trieben. Hier, so beschloß er, wollte er so lange kämpfen, bis er
kein Pulver und Blei, keine Lebensmittel für Menschen und Vieh
mehr hätte. Und er hielt ritterlich Wort.
Am 27. October war Napoleon siegreich in Berlin eingczogen.
Hier hauste er, wie ein räuberischer Eroberer. Die Kassen ließ er
leeren, die Zeughäuser ausräumen, von dem Brandenburger Thore
die Siegesgöttin nehmen und aus den Zimmern Friedrichs des
Großen alles Merkwürdige und Werthvolle einpacken und nach Paris
schicken. Dann eilte er mit seinen Kriegerbanden weiter, um dem
Vormbaum, Erzählungen. 18. Ausl. 5
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Extrahierte Ortsnamen: Hannover Petersburg Erfurt Jena Langensalza Sachsen Jena Sachsen Berlin Paris
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Könige auch das Land jenseit der Oder und Weichsel wegzunehml».
Damit ihm dies desto schneller gelinge, wiegelte er die Polen auf
und ließ ihnen sagen, der göttliche Napoleon komme, um das Polen-
volk in Schutz zu nehmen und ihr Reich wieder herzustellen. Diese
Worte brachten die Polen in Aufruhr, sic erhoben sich und schlossen
sich den Franzosen an. Die Preußen mußten immer mehr zurück-
weichen, die königliche Familie floh nach Memel, an die äußerste
Grenze des Reichs. Wie sehr die edle, unglückliche Königin in die-
sen Tagen des Jammers litt, ist gar nicht zu erzählen. Sie lag
beinahe drei Wochen am Ncrvenfieber danieder. Oft mußte sie in
einen Wagen gepackt und weiter gefahren werden, damit sie nicht
den Franzosen in die Hände falle. Sie ertrug aber Alles mit
frommer Ergebung, weil sie den festen Glauben hatte, daß Gott
Niemandem mehr Kreuz zuschickt, als er ertragen kann, und daß
denen, die den Herrn lieben, alle Dinge zum Besten dienen.
Unterdeß waren die Russen mit ihrem Kaiser herangerückt, um
Hülfe zu leisten. Zu ihnen stieß die kleine treugebliebene Schaar
Preußen, und so vereint ging man dem Feinde bei Eylau ent-
gegen. Hur wurde am 7. und 8. Februar 1807 die blutigste Schlacht
im ganzen Kriege geliefert. Auf dem frischen Schnee floß das Blut
in Strömen. Die Russen und Preußen fochten so brav, daß Na-
poleon trotz aller Mühe nicht vorwärts dringen konnte. „Welcher
Teufel von General befehligt dort die Feinde und vernichtet meine
Braven?" rief Napoleon, als er die Preußen Alles vor sich Nieder-
schlagen sah. Es war der preußische General Lestocq und Scharn-
horst. Endlich endete der Kampf. Jeder schrieb sich den Sieg zu.
Aber beide Theile hatten schrecklich gelitten und ließen fast vier
Monate lang die Waffen ruhen. Nun geschah abermals eine Schlacht
bei Friedland. Neunzehn Stunden kämpfte man; schon beschielt
der Mond das gräßliche Leichcnfeld, und Fricdland stand in Hellen
Flammen, da erst wichen die Russen. Sie waren geschlagen.
Dies war die Entscheidung. Alexander stand an den Grenzen
seines Reichs, und der König, was sollte er machen? Er hatte
Alles verloren, fast nichts von feinem Lande konnte er sein nennen.
Nur wenige Festungen hielten sich wacker und vertheidigten sich brav.
Es waren Graudenz und Pillau in Preußen, Kolberg in Pommern
und Glatz und Silberberg in Schlesien. Als die Franzosen dem
Commandanten von Graudenz, Namens Courbiere, sagen ließen,
er solle die Festung übergeben, denn der König von Preußen sei
nach Memel geflüchtet und habe kein Land mehr, antwortete der
brave Mann: „Nun, so will ich versuchen, wie lange ich König von
Graudenz sein kann." — Und der tapfere Befehlshaber Herrmann
zu Pillau versammelte die Besatzung, ließ einen Sarg in die Mitte
tragen und trat vor denselben. „Kameraden," sprach er, „lebendig
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Alexander Alexander Glatz Namens_Courbiere Herrmann